Osh

Der Grenzsoldat lässt seine Kalaschnikov auf den Rücken rutschen, stellt sich zwischen Micha und mich und lächelt seinen Freund an, der ein Foto mit seinem Handy macht. Ein weiterer Grenzer steht mit einem breiten Grinsen in seinem runden Gesicht daneben und hält sich seinen kugeliegen Bauch beim Lachen. Dann steht der Fotograph auf und öffnet das Tor. Wir sind in Kirgistan!

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Kurz vor der Grenze.

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Usbekischer Heutransport

Genauer gesagt sind wir nun in Osch. Der einzige Ort den ich kenne, der mit nur zwei Buchstaben geschrieben wird. ¨O¨ und ¨Ш¨. Osch ist die zweitgrößte Stadt Kirgistans und wird zu 40% von Usbeken bewohnt. Ich kann zwischen den Volksgruppen nicht unterscheiden und mir fallen nur wenige Unterschiede zu Usbekistan auf. Zum einen haben wir nun eine Währung die über eine Vielzahl verschiedener Scheine verfügt und brauchen daher unser Geld nicht mehr mit Gummibändern zu Bündeln binden. Auch kann man das Geld – jetzt Som statt Sum – an einem Bankautomat bekommen und muss nicht mehr fünf Unterschriften leisten. Zum anderen scheint Osch liberaler zu sein, als die usbekischen Städte. Gestern Abend durfte zum ersten Mal auf unserer Reise ein Muezzin zu einem Gebet aufrufen und die Frauen, allen vorran die jüngeren, haben die in grausamen Farben gehaltenen Kleider abgelegt und tragen Jeans. Kulinarisch scheint sich jedoch wenig zu bewegen und wir bleiben bei Schaschlik und Lagman, einer Art Spaghettisuppe. Dafür kann man sich in Kirgistan wieder Cola leisten, nach dem sie bei den Usbeken wegen eines Ausfalls im einzigen Colawerk des Landes maßlos überteuert war.

Gestern Abend haben wir nach passieren der Grenze ein Zimmer in einem alten Sowiethotel belegt. Man teilt sich mit anderen Bewohnern das Klo (keine Klobrille, kein Spiegel) so wie das Bad (warmes Wasser aber kaputter Duschkopf). Das Zimmer ist eng, die Matratzen sind durchgelegen, es gibt weder Klimaanlage noch Ventilator aber es ist verdammt günstig und wir werden hier wohl drei Nächte verbringen. Da Kirgistan für sechzig Tage visafrei ist und wir nun keine Eile mehr verspüren können wir uns ausruhen, bevor wir die Reise nach Bischkek antreten. Die Strecke die vor uns liegt führt über zwei Pässe mit mehr als 3000 m und durch 600 km dünnbesiedeltes Gebiet. Dafür soll die Landschaft atemberaubend schön sein und wir freuen uns längere Zeit im Zelt und in den Bergen zu verbringen.

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Begegnung mit Usbeken kurz vor der Grenze

Liebe Grüße,
Micha und Julius

11 thoughts on “Osh

  1. Hallo, das ist ja wirklich spannend. Ich freue mich auf neue Berichte (habe gerade alles nachgelesen) und wünsch euch alles Gute.Uli

  2. Ich freu mich sehr, euch begleiten zu können! Wie lange bleibt ihr denn in Kirgisien? Is Ja das Letzte Land Vor China! Aber bis zum Pazifik is noch n weiter Weg… Weiterhin alles Gute!

    • Hi Ralf. Ich habe mich schon paar mal gefragt was du so treibst. Sommerfest, Mopedurlaub, im OZ Outback gammeln? Kannst ja mal ne Mail schreiben.
      Wir werden Kirgisistan nochmal für einen Abstecher nach Kasachstan verlassen, da unser Zeitrahmen es zulässt und wir noch ein offenes Visum für Kasachstan haben. So werden wir nach Bischkek radeln, dann nach Almaty und wieder nach Bischkek zurück. Dort treffen wir uns mit unseren Freundinnen, gehen nördlich des Issyk-Kul-Sees wandern, lassen uns dann motorisiert nach Osch bringen, um von dort per Rad nach China zu fahren. Wir werden dann in der letzten Septemberwoche die Grenze nach China passieren. Dabei setze ich jedoch voraus, dass wir in Bischkek ein chinesisches Visum erhalten – mal schauen wie die Jungs dort gelaunt sind.

  3. Donnerschlag!!!! Schön zu lesen, dass es Euch gut geht und Ihr herrlich offen für fremde Welten seid!!! Wann genau hat Micha Geburtstag? Ich steck doch glatt ne Kerze an – lasst es mich wissen!
    Vergnügte Grüße aus dem verplästerten Sommer!

    • Hallo Hanna. Das kannst Du dann gern am 13.8 machen. Wir werden wohl an diesem Tag irgendwo in der weiten Bergwelt Kirgistans sein und sicherlich eine traumhafte Geburtstagskulisse haben.

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