Tausche Strand und Sonne gegen nasse Straßen und Winterjacke

“Ach, mit dem Fahrrad hier!” fragt die goldkettentragende Bleichhaut die neben uns hält,  als wir uns gerade fragend nach einem Frügstückscafè umschauen. “Habt ihr das mitgebracht?” wird nach einer kurzen  Kombinationspause noch hinzugefügt, denn passende Fahrräder für zwei Hochgewachsene und dann noch bestückt mit Taschen kann man nicht auf seiner Insel leihen,  das weiß auch die zugezogene Langnase. Fahrräder kann man allgemein nicht mieten,  denn es fängt schon dabei an,  dass die Steigung der Straßen Fahrradfahren nicht zulässt. Hier sind jegliche Straßen für motorisierten Verkehr ausgelegt und mit Ausnahme von Bangkok wird diese Auslegung auch gelebt. Entsprechend oft wird man als pedalierender Sonderling erkannt und befürwortend bis anfeuernd begrüßt.
Gespräche obiger Art führen unweigerlich zu der Frage des Startorts, was man dann wahrheitsgemäß mit Deutschland beantwortet. Der Fragende interpretiert die Antwort jedoch meist als Herkunftsland und fragt im späteren Gesprächsverlauf erneut.  Die selbe und scheinbar immer noch unmögliche Antwort wird im zweiten Anlauf als Abflugsort interpretiert. Meist ergeben die Smalltalks auf Seite des Interessierten erst dann ein schlüssiges Bild, wenn man die Erläuterung der Reiseroute auf ein paar bekannte Orte in Thailand beschränkt. So gilt man zwar nicht als der aus Deutschland Hergeradelte aber immerhin als ein deutscher Radelnder in Thailand. Man möchte ja nicht jedes Gespräch ewig weit ausdehenden und so lässt man nicht unnötig viele Fragezeichen zurück.

Für uns ist es etwas abgedreht,  wie es sein kann,  dass man einen Ort den man nach sieben Monaten Radfahren erreicht hat, mit dem Flugzeug verlassen kann und selbiges Flugzeug schon 12 Stunden später an dem Ort wieder landet, an dem man die Tour ursprünglich begonnen hat. Ein verrückter Gedanke und trotzdem hat das Radfahren die Erde kleiner werden lassen. Man kennt nun die Länder die zwischen Start- und Ankunftsort liegen und hat ein Gefühl für dessen Größe und Besonderheiten bekommen.

Wir haben auf der Insel Ko Kut auch noch wirklich schöne Tage verbracht aber wir befinden uns zu einem Großteil im Wartemodus, so wie es vor der Tour der Fall war, als wir den Tag der Abfahrt voller Vorfreude herbeisehnten. Nur das wir jetzt die Wartezeit an weißen Stränden,  Kokosnusspalmen, Wasserfällen und am Korallenriff verbringen.  Was bleibt einem hier auch anderes übrig?

Deutschland wir kommen – wir nehmen dich auch mit kahlen Bäumen,  nassen Straßen und niedrigen Temperaturen!

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Kaffee genießen mit Flair

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Ein Plätzchen zum Trommeln findet sich überall

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Haiauslage auf dem Markt in Trat

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Wildaffen auf Ko Chang

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Bootsmann mit Penisgürtel

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Bild vom Sonnenuntergang - auch mal eine gute Idee

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Bäume geben dem Sonnenuntergangsbild mehr Pepp

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Fischerdorf auf Ko Kut

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Gecko am Gebälk

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Wasserfälle - meist auch badegeeignet

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Monsterbäume

Schweißnass im Tropenparadies

Kurz nach Acht, die Fähre verlässt den Pier. Aufgeregtes Rufen und die Fähre legt doch noch mal an und nimmt weitere Gäste auf. Kurz drauf, noch in Sichtweite des Ablegeplatzes fällt auf – falsche Fähre. Also mitm Schlauchboot zurück an den Strand. Wir lehnen uns zurück – wir sind auf der richtigen Fähre. Von Ko Chang gehts nach Ko Kut.

Salz, Strand, Sonnenbrand. Wir sind in Thailands Südosten und lassen unsere Reise gemütlich ausklingen. Wenn wir strampeln treten sofort tausende Schweißperlen aus der Haut und noch vor dem ersten Hügel ist man gebadet. Da eignet sich ein Sprung in türkisblaues Wasser als Abwechslung – Erfrischung bleibt bei Badewannentemperaturen aus.

Nach unserer letzten Etappe nach Chiang Mai wollten wir die Geschwindigkeit drosseln. Wir stiegen also in einem Bus und fuhren nach Sukothai. Nach einem Tag Tempelfotographieren ging es mit dem Bus weiter nach Bangkok. Unsere Radfahrerfahrung in China hat uns auf Städte dieses Kalibers vorbereitet – dachten wir – aber Bangkok setzt andere Maßstäbe an. Ruhig säuselnde Elektromopeds gibt es in Thailand nicht und die Regierung scheint nicht das gleiche Durchsetzungsvermögen bei Infrastrukturprojekten zu haben. Mit dem Fahrrad ist man also schneller als mit dem Taxi, aufregender ist es allemal.

In ein paar Tagen geht es zurück nach Bangkok, da die Stadt durch ihren Flughafen ja praktisch in direkter Nachbarschaft zu Frankfurt liegt.

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Radmitnahme in Thailand. Vorbildlich unproblematisch.

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Tempel in Sukothai (Tempelfotos I)

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Tempelfotos II

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Sonnenuntergang in Sukothai (Tempelfotos III)

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Sukothai (Tempelfotos IV)

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Badestrand am Zeltplatz

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Militärparade anlässlich des königlichen Geburtstags.

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Regen am Strand

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Wenn man schon nicht in den Sonnenuntergang reiten kann.

Koffeinhaltiges Finale

Nun genießen wir bereits eine Woche die thailändische Sonne und haben noch keinen Beitrag zusammengeschrieben. Durch die Sonne wird man eben träge – das merkt man auch an den Hunden. Statt aggressiv das Revier zu verteidigen, liegen die Vierbeiner von der Sonne erschlagen auf der Straße und beobachten ohne jede Regung, wie wenige Zentimeter vor ihnen ein mit fünf Taschen behangenes Fahrrad vorbeirollt. Georgische Hunde konnten diesen Anblick zumindest nicht ertragen.

In den letzten Tagen hat es Thailand bereits geschafft, in unserer persönlichen Länderbewertung das Urteil ¨besonders geeignet für Radfahrer¨ zu erhalten. Ein Blick auf unseren präzise ausgearbeiteten Bewertungsbogen zeigt mir volle zehn von zehn Punkten bei Verpflegung, Campingplätzen, Lagerfeuermöglichkeiten, Freundlichkeit der Menschen, Touristenhighlights und auch bei den sehr wichtig Badestellen. Gerade die Campingstellen hoben sich von denen der letzten Länder besonders ab. Statt zweckerfüllenden Übernachtungsstellen kam wieder viel mehr Campinggefühl auf. Selbst wenn wir in der Nähe von Häusern übernachteten und das Gefühl hatten, dass wir die Privatsphäre der Menschen stören könnten, wurden wir freundlich begrüßt und bekamen sogar noch Feuerholz und Anzünder geschenkt. Und dann die Sache mit dem Kaffee! Thailand liebt Kaffee und wir tun es auch. Nach einer, den hohen Erwartungen geschuldeten Kaffeeenttäuschung in Laos wurden wir hier mit Kaffeeeindrücken regelrecht überreizt. Italienische Hochleistungsmaschinen winken uns von der Straße zu und geben sich größte Mühe, dass wir unsere lange Kaffeeabstinenz weit hinter uns lassen. Bohnen aus dem Norden Thailands werden von engagierten Kaffeeladenbesitzern direkt vom Bauern gekauft, selber geröstet und auf altbekannte, italienische Art zubereitet. Thailand, du hast uns in der Hand!

Gestern sind wir in der Hauptstadt des Nordens von Thailand angekommen. Chiang Mai müsste eigentlich auf unseren Reiseaufklebern ergänzt werden, denn auf denen steht ¨Darmstadt – Kaschgar 2014¨. Weiter wollten wir damals nicht planen und gerade die Freude über Thailand bestätigt wieder, dass viel Planerei nur einschränkt und Erwartungen aufbaut, die eventuell dann nicht erfüllt werden können. Dann lieber unerwartet überrascht werden – von Koffein oder sonnenverbrannten Hunden oder so.

Chiang Mai ist nun zu unserem Ziel der Radtour geworden. Die Tour ist nun gelaufen, aus und vorbei. Übrig bleiben noch zwei Wochen, in denen wir per Bus ein paar weitere thailändische Orte anfahren, bei denen unsere Räder kugeellagerschonend im Gepäckbereich des Buses liegen werden. Nach 11700 Kilometern und 117 Fahrradfahrtagen haben sich das unsere Räder verdient. Fast ein bisschen frech werden wir uns heute zwei Mopeds leihen und mit befreundeten Radfahrern motorisiert in der Region rund um Chiang Mai unterwegs sein – ganz ohne Muskelkraft, Schweiß und fünf Taschen pro Gefährt aber eben auch ohne dem direkten Kontakt zu den Leuten, ohne von Autofahrern motiviert und angelächelt zu werden und ohne auf einen bald erscheinenden Wasserfall zu hoffen, der  nach einem langen Anstieg für Erfrischung sorgt.

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Am letzen Morgen in Laos begrüßt uns ein Elefant am Zelt.

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Königreich Thailand - überall sieht man Bilder vom König

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Auch noch im Osten Thailand - Extremsteigung

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Viele Berge und enge Täler

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Bananenfriteuse

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Guckender Mann

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Bergiger Norden ThaiIands

Letzte Hoffnung Rettungsring

Was kann man machen, wenn die  regionalen Vorstellungen von Straßenbau sich nicht mit den internationalen Vorstellungen decken? Wenn maximale Steigung, Straßenführung und Bodenbelag einem Buschweg ähneln, statt wenigstens annähernd die Erwartungen an eine nummerierte Bundesstraße zu erfüllen,  die zu einem offiziellen Grenzübergang führt. Tja, was will man da machen? Uns bleibt seit Luang Prabang meist nur noch die Nutzung des Rettungsrings, also dem größten Ritzel der Hinterradkassette. Oft erfordern die mehr als 12 Prozent Steigung noch, dass man möglichst weit vorn auf dem Sattel sitzt, um das Vorderrad am Boden zu halten und wenn das auch nicht mehr reicht muss man eben schieben. Das wir es auf dieser Strecke mit eingefahrenen Waldwegen zu tun haben, unterstreichen die Daten – gestern: 58 Kilometer,  1500 Höhenmeter und circa 5 Stunden Fahrt / heute: 43 Kilometer, 1735 Höhenmeter und 5:22 Stunden Fahrt. Auch die Räder melden sich zu Wort – 3 Platten (erster Platten für Micha nach 11150 Kilometern) und ein Speichenriss.  Glücklicherweise kann man fast immer davon ausgehen, dass schwer zu fahrende Wege ein schönes Panorama bieten. Genau das treibt uns an.  Wir gehen am Wasserfall baden, sind von Urwäldern umgeben, müssen durch Flüsse fahren, werden von verwunderten und breit lächelnden Einwohnern begrüßt und wir zelten seit langer Zeit mal wieder mit Lagerfeuer in Flussnähe.
Kaffee, dick belegte Baguettes, Pfannkuchen und Fruchtshakes haben glücklicherweise unsere Energiespeicher in Luang Prabang gut gefüllt. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich der uns erwartende thailändische Straßenbau mehr an China orientiert.

Nachtrag: Eigentlich hatte ich ja den Artikel schon beendet aber eine Sache muss noch erwähnt werden.
Nach stundenlanger Fahrt in den Bergen hatten wir heute recht schnell ein Versorgungsproblem. Wir waren zu hoch, um natürliche Wasserquellen  finden zu können und das kaum besiedelte Stück Laos bot uns tagsüber lediglich eine Einkaufsmöglichkeit. Also Zähne zusammenbeißen und ohne Wasser auskommen.  Leider basiert unsere Taschenverpflegung hauptsächlich auf Nudeln – Nudelkenner wissen,  dass auch hier wird Wasser zur Zubereitung benötigt wird.  Also gab es heute genau eine Pause und bei der mussten zwei Packungen Sojamilch und eine paar süße Snacks die maximale Wirkung zeigen. Wasser kam dann doch noch genug aber von oben.  Die Wege wurden aufgeweicht und zur unsicheren Rutschpiste. Die Fahrräder setzen sich mit Schlamm zu,  sodass sich die Räder kaum noch drehten.  Bei jedem weiteren Anstieg mussten die sich nicht mehr rollenden Räder hochgezogen werden,  obwohl die Schuhe auch schon voll im Rutschtmodus waren.  Der Tag endete mit einer unsicheren Abfahrt aber das angesteuerte Tal war leicht besiedelt und es führte ein Fluss durch.  Ausreichend Gründe für ein Nachtlager mit Lagerfeuer und Waschmöglichkeit für uns und unsere Räder.
All die Möchtegernextremetappen haben jetzt einen neuen Bestenlistenanführer – der Westen von Laos hat es in sich.

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Kochkurs in Luang Prabang

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Frische Zutaten und laotische Reiskörbchen

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Kochlehrerin Linda

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Blick auf den Mekong

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Wasserfälle - gut für eine Erfrischung

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Mit dem Fahrrad durch das waldige Laos

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Flussdurchfahrten

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Schöne Bergwelt

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Kleine Dörfer

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Oft so steil, dass man selbst mit Schieben am seine Grenzen kommt

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Julius ist trotz des Kampfes gegen die Höhenmeter die Anstrengung nicht anzumerken

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Regen und Waldstraßen - schlechte Kombinationen

Ein bunter Strauß an Gegensätzen

Das ist nicht unser erster aber der wesentlich echtere Besuch Laos. Der letzte Besuch liegt circa 3 Jahre zurück. Wir reisten mit dem Nachtzug von Bangkok nach Laos Hauptstadt Vientiane und nutzten dann die üblichen Verkehrsmittel der Rucksackreisenden.  Wir waren gebettet in den Rythmus und die Reiseziele, die von den Reiseführerautoren vorgegeben werden. Wir hatten also bereits schon recht konkrete Erwartungen an Laos aber waren dennoch von dem starken Kontrast zu China überrascht. Laos zählt zu dem am wenigsten entwickelten Ländern der Erde und China entwickelt sich so rasant wie kein anderes Land der Erde. Auf den chinesischen Straßenbauwahn folgten Hauptverkehrsstraßen, die zu großen Teilen Feldwegen glichen und unsere Gepäckträgertaschen zum Hüpfen brachten. Auf solide Ziegelbauweise folgten laotischen Bambushausdörfer und die Fleischstände der laotischen Dorfmärkte erfüllten die Vorstellungen an Tiervielfalt, die wir bereits in China hatten aber nicht zu Gesicht bekamen.
Laos ist total anders. Das fängt bei den Menschen an. Kindern wird bereits im ersten Lebensjahr beigebracht, dass jeder daherrollende Touri mit einem lauten ¨Sabeidee¨ begrüßt wird. Mancherorts bekommt man das Gefühl, dass ganze Kinderhorden auf der Lauer liegen, um sich greischend auf die Straße zu begeben, sobald sich ein Touri nähert, denn dieser wird als potenzieller Händeklatscher gesehen. Die Händeklatscher bekommen sie von uns gern, denn diese Art der Beachtung gab es in China nicht. China reagierte auf uns immer schüchtern und äußerst zurückhaltend, zumindest so lang sich der Finger zum Auslösen Handykamera noch kontrollieren ließ.
Unser Haupziel in Laos ist Luang Prabang – das haben wir gestern erreicht. Vor drei Jahren schafften wir das nicht, weil uns ein Erdrutsch die Weiterfart verwehrte. Luang Prabang empfing uns mit einem weiteren Schock der Gegensätze. Die letzte Brücke vor dem Stadtzentrum brachte uns in eine Welt des westlichen Tourismus, wie wir ihn seit Krakau nicht mehr erlebten. Auf den kulinarischen Teil dieses Touriepizentrums freuten wir uns aber gleichzeitig sind wir somit auch Teil der blondierten Reisegrüppchen, die sich für den entspannten Südostasienurlaub in die hier übliche Alternativtourismushose gekleidet haben, weil man das hier so macht. Irgendwie fühlt man sich in seiner stinkenden Radkleidung, den Gepäcktaschen und der Landkarte am Lenker einer anderen Touristengattung zugehörig. Eine sehr überhebliche Einschätzung, von deren Blödsinnigkeit man ja eigentlich auch überzeugt ist aber die man sich eben aneignet.
Zusammenfassend lässt sich sagen – Achtung, hiermit leite ich den Schlussteil ein – dass uns Laos aufgrund der starken Kontraste zu China sehr gefällt und dass im großen Maße unsere Reiselust befriedigt wird. Große Unterschied sind leider auch im Tourismusbereich zu spüren. Die letzen Etappen waren wieder unvergesslich schön, was zum großen Teil an unserer netten Reisebegleitung Betti und Claudi liegt.

Beste Grüße,
Julius und Micha

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Bevor sich die Wege trennten - Betti, Iwo, Micha, Sabine, Claudi, Julius

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Ungestellte Szenen

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Von Na Teuy nach Luang Prabang im Radfahrquartet

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Durch die Bergwelt von Laos

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Handabklatschattacke

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Volle Zoomstufe - ein laotischer Popler

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Mittagsschlaf

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Jede Altersklasse isst Phò, das laotische Nationalgericht - eine Kombination aus Nudelsuppe und Salat.

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Religionsfigur am Straßenrand

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Dorf im Norden Laos

Sechs Radler im Nebel

Nachdem unsere Mitfahrgelegenheit mit den Schweden schon nach vierzig km vorbei war, fahren wir jetzt seit zwei Tagen in einem Österreichisch-Niederländisch-Schweizerisch-Deutschem-Sechserverband.

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Falschfarben

Nach einem frühmorgendlichem Fototermin an den Reisterassen ging es für uns erneut mit dem Bus weiter. Mein Tretlager hatte keine Lust mehr auf kurbellastig. Ihm war kurbellästig. Also in die nächste Stadt zum Tausch. Bevor wir jedoch den Bus besteigen konnten wurden wir vor eine Hürde besonderer Art gestellt. In den Reisterassen wurde unsere Klassenkasse arg geplündert und so fehlten uns ca 100 Yuan für die Busfahrt. Kein Problem, dachten wir uns. Jedoch Pustekuchen. China ist nicht Tackatukka-Land. Keine der im Ort ansässigen Banken wollte trotz Visa- und Mastercardlogo an den Automaten unsere Karten annehmen. Aber wir hatten ja auch Dollar. Nur auch die wurden in keinem Geldinstitut getauscht. Kurz kam Panik auf und wir waren schon drauf und dran ein Ticket zurück in den vorherigen Ort zu nehmen nur um den dort funktionierenden Bankautomat zu nutzen, als wir uns auf usere Kernkompetenz verlegten. Großsein und Aufmerksamkeit erzeugen. Im Handumdrehen hatten wir eine beachtliche Menschenmenge vor dem Busbahnhof versammelt und nach nur einer halben Stunde, die wir damit verbrachten unsere Lage zu erläutern, fand sich eine Person die dem Tausch von 20 US-Dollar zu 100 Yuan zustimmte (ein guter Tausch für Yuanbesitzer). Wenig drauf saßen wir schon im Bus und konnten die gezeigten Michal Jackson Videos genießen.

Die Fahrt ging nach Jinghong, wo wir nicht nur mein Lager tauschen konnten, sondern uns auch mit Betti und Claudia verabredet hatten, die wir in Bishkek kennen gelernt hatten. (Die Beiden schreiben einen herrlichen Blog vielweltigeradmomente.wordpress.com) Tags drauf starteten wir dann in zusätzlicher Begleitung von Ivo und Sabine unsere Tour zur laotischen Grenze, die wir morgen überschreiten wollen.

Liebe Grüße,
Micha und Julius

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Der Sechsertross

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Der Süden Yunnans wird immer wärmer und nähert sich unseren Vorstellungen Süd Ost Asiens

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Kautschukplantage

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Nebel am Morgen nach dem ersten Aufstieg

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Mehr Nebel


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Ausgewogene Ernährung ist das A und O. Dazu gehören gelbe wie auch rote Bananen

¨Nach oben schau, auf Gott vertrau, nach Wolken wird der Himmel blau¨ – na dann…

Wir sind gefangen im Käfig namens ¨Belinda Backpacker Guesthouse¨ in Duoyishu. Sicherlich ist es unter anderen Umständen hier eigentlich nett hier, wenn nur nicht die Mauer des Regens um uns wäre. Seit gestern regnet es nun ununterbrochen und der Wetterbericht zeigt sich auch wenig aufmunternd. Ein wenig Hoffnung geben uns die Stunden zwischen 16 und 18 Uhr am heutigen Tag, denn dann sinkt die Regenwahrscheinlichkeit unter 50% und das Wetterberichtsymbol wechselt auf eine weniger dichte Regendecke. Morgen soll es laut Bericht auch ein paar dieser Stunden geben. Doch warum nutzen wir nicht einfach die Zeit und schauen uns ein paar Tempel, Duftstäbchenfabriken oder Museen an – weil es die hier nicht gibt. Duoyishu befindet sich in der Pampa, ist wahrscheinlich 999950 Einwohner von dem Titel der Millionenstadt entfernt und ist umgeben von tausenden, an den Hang gekleisterte Wasserbecken, in denen Reis angebaut wird. Genau deswegen kommt man in diese Region und bezahlt 100 Yuan (Weltkulturerbe sei Dank), auch wenn man die Straßen nur aus Transitgründen nutzen möchte. Leider bringenuns die tollen Fotospots, welche zwischewn Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangsspots unterschieden werden, nichts. Dort wo sonst all die tollen Bilder entstehen, hängt nun Nebel in der Luft. So bleibt vorerst nur zu hoffen, dass der Wetterbericht stimmt und wir in den Genuss einer zu fünfzig Prozent wahrscheinlichen Nichtregenphase kommen.

Die Zeit nutzen wir für ein Fotoextra.

Beste Grüße,
Julius und Micha

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Auf dem Weg nach Kunming

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Chinesische Dachstuhlkunst

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4 x 15 x 0,3 Meter Wasser. Kind abgeben und losshoppen.

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Chinesische Küche kann so toll sein

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Tor zu Innenstadt von Jianshui

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Nette Gassen und Hinterhöfe in Jianshui

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Nasses Wetter auf dem Weg zu den Reisterassen

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Die Sichtweite ist sehr eingeschränkt

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Warten auf wolkenfreie Sicht

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Wasserstraße auf dem Weg nach Kunming

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Chinesische Ernte wird getrocknet

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Und wieder der Mann mit dem Feuerholz und den Ziegen

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Gänse vor dem Kochtopf

Zweimal ¨pinkeln¨ in einem Beitrag

Was soll das denn? Gestern erzählte ich Netti während des Skypens noch, dass wir uns im warmen Süden Chinas befinden und die Wettererwartungen an Südostasien bereits hier wahr werden. Betrachtet man die letzten Tage, kann man das gern so stehen lassen aber seit letzter Nacht denkt sich der blöde Wetterarsch, dass man den Radfahrjugendlichen, damit meine ich Julius und mich, mal gewaltig auf den Helm pinkeln kann. So präsentiert sich der Himmel am heutigen Tag grau, soweit das Auge blicken kann und das Internet gibt uns eine rot hervorgehobene Warnung – “Dauerregen von Donnerstag bis Freitag in der Region um Jianshui”.

Dabei waren die Radfahrtage seit Kunming wieder besonders schön. Am Montagmorgen ließen wir uns erstmal unseren Reisepass verschönern. Eine passseitengroße Aufenthaltserlaubnis für Thailand nimmt uns nun unsere Unsicherheit bezüglich der möglichen Aufenthaltsdauer. Direkt vor dem Konsulat trafen wir uns mit fünf weiteren visahungrigen Radreisenden. Vier Schweden und ein Chinese mit denen wir in einem Siebenerkonvoi in die nächste Etappe starten sollten. Also wieder rauf auf die Autobahn und weiter in Richtung Süden.  Das macht das Fünfergespann schon so seit Monaten und wir haben ja auch die letzten Etappen problemlos auf der Schnellstraße zurückgelegt. Das sich aber die Toleranz gegenüber Radfahrern von Region zu Region unterscheidet,  mussten wir nach 30 Kilometer in Erfahrung bringen. Polizeistopp gefolgt von einer unmissverständlichen Geste der Umdrehaufforderung. Ja richtig, wir sollten umdrehen, auf der Autobahn und dabei gab es auf diesem Stück mal ausnahmsweise keinen Seitenstreifen.
Wir wichen also auf die langsameren Nebenstraßen aus und gleichzeitig wichen auch die Vorstellungen einer zügigen, gemeinsamen Fahrt im Siebenerkonvoi. Julius und ich nehmen lieber auf einer schlechten Straße ein paar Eindrücke mit, als mit Tunnelblick die vorgegebenen Haupthalte in Rekordzeit zu erreichen. Noch am selben Tag wurden wir auch ordentlich bestätigt. Essen neben dem Basar statt Raststätte, Bergpanorama statt Leitplanke, begeistertes Zuwinken statt LKW-Hupe und am Ende des Tages befanden wir uns an einem See, der uns mit seinem Bergblick an den Comersee erinnerte, einen Zeltplatz in bester Lage und Badewasser in Trinkwasserqualität bot. Auch am nächsten Morgen sollte es ähnlich weitergehen, als wir die einzigen Besucher einer an den Felshang gebauten Tempelanlage waren, die sicher in keinem Reiseführer steht.

Am heutigen Tag mussten wir unsere Entdeckungsfahrt regenbedingt gegen eine Bustour tauschen. Die Wartehalle der Busstation von Jianshui bietet lediglich Einblick in das Männerklo und auch ein Besuch der Einrichtung zeigt, dass hier die Bezeichnung ¨öffentliche Toilette¨  so ausgelegt wird, dass man auf der linken Seite des Raumes 5 hockende Männer ohne Sichtschutz sehen kann und auf der rechten Seite wird man stehend von den Leuten in der Wartehalle angesehen.

Zweimetermenschen beim pinkeln – schaut euch das mal an!

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Schwedisch/chinesischer/deutscher Siebenerkonvoi

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Insel auf dem chinesischen Comersee

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Hunderte Spinnen am Wegesrand

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Mehr Wasserplanzen als Wasser

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Unerwarteter Schnappschuss von Herr Selbstauslöser

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Teil des Tempels am Felshang

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Lustiges Gagbild - es entsteht der Eindruck, dass wir seitlich in den Torbogen reibgeschoben werden

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Zu alt und unsicher und nicht erdbebengerecht. Das muss alles noch erneuert werden!

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"Wenn ich schon Feuerholz holen gehe, dann kann ich gleich noch paar Ziegen mitbringen."

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Viel hilft viel

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Kleines Raucherpäuschen

Kunming

Acht Grad, Nieselregen seit dem Frühstück, Gegenwind und das alles bergauf auf über 2700 m Höhe. Nicht der Stoff aus dem Radfahrerträume gemacht werden. Wir steuern also die nächste Raststätte an und wärmen uns mit heißem Wasser auf. Heißwasser gibt es fast überall. In Cafés und Restaurants in Thermoskannen und an Tankstellen, Bahnhöfen, im Zug aus Automaten. Im Hotel steht immer auch ein Wasserkocher. An kalt nassen Regentagen zum Aufwärmen willkommen und auch an warmen Tagen praktisch da man sich keine Sorgen um unbedenkliches Trinkwasser machen muss.
Irgendwann hat dann der Regen aufgehört und wir können weiter radeln. Mitlerweile zeigt der Tacho über 10000 km an und leider hat auch mein Hinterreifen davon Wind bekommen und denkt an Ruhestand. An den letzten drei Tagen musste ich täglich Löcher flicken. So viele wie in den 10000 km zu vor. Kurz nach dem wir die Raststätte immer noch frierend verlassen haben merke ich das es wieder so weit ist. Micha sehe ich grade über die Bergkuppe verschwinden – mit der Pumpe. Also anhalten, kaputten Schlauch raus, Nadel aus dem Mantel fummeln, neuen Schlauch rein und auf die Pumpe warten. Bis Micha auf mich wartet, die übliche Zeit abwartet, merkt, dass ich nicht komme, sich auf den Rückweg macht und schließlich mit der Pumpe bereitsteht kann es noch dauern. Immer noch frierend stelle ich mich also auf Warten ein. Da sehe ich durch den Nebel ein Frontlicht auf mich zukommen. Die Rettung kommt keine fünf Minuten nach dem ich den Schlauch gewechselt habe in Form von vier radelnden Schweden mit einer Standpumpe – das nennt sich dann wohl Timing, andere Radfahrer hatten wir seit Wochen nicht gesehen.

Wir haben Kunming erreicht. Die chinesischen Behörden haben sich dann doch entschieden die Straßen nach unserer Karte zu bauen und Kunming ließ sich gut finden. Leider ist es nahezu unmöglich für uns nach dem Weg zu fragen. Nicht alle der Städte auf unserer Karte haben neben zwei Namen in lateinischer Schrift auch die Schriftzeichen. Und die Umschreibung ist nur für die interne Kommunikation der Reisegruppe geeignet. Im Chinesischen ist nämlich die Tonlage entscheidend. Sie kann in Silben sinken oder gehoben werden oder erst sinken und dann gehoben werden. Will man also nach dem Weg fragen probiert man alle Möglichkeiten aus. Selbst bei dem einfache Wort für Deutschland ¨De-Goa¨ kann ich mir die Aussprache partout nicht merken. Vielleicht ist es auch mehr ein ¨Da-Gooa¨ oder ¨Dä-Goä¨.
Nur bei einem Wort sind wir uns sicher. ¨Gao¨ heißt groß. Das hören wir schließlich täglich mehrmals.

Schriftzeichen sind das nächste Kapitel. Ein paar haben wir gelernt. Mensch (rund zulaufendes V auf dem Kopf), Groß (Mensch mit Querstrich), Mittel (Kasten mit Strich durch die Mitte) und Klein (Regenschirm), das Zeichen für Geld (Pi mit Strich drüber) und Hotel (Kotzendes Pi und Parfüm). Wirklich weit kommen wir damit leider nicht.

In Kunming haben wir uns heute Morgen um unser Visum für Thailand bemüht. Da wir es erst Montag abholen können, bleibt uns Zeit für Radpflege, Routenplanung, Tagebucheinträge und all die Dinge für die man an Radtagen zu faul und erschöpft ist.

Montag soll es also weiter gehen. Richtung Süden, Richtung Laos!

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Romantischer Campingplatz mit Blick auf Wasserfall


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Wasser von oben. Volle Absicht.


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10000 km +- 1.5%


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Wasser in der Luft, wellenlängenabhängige Reflektion.


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Chinesisches Rot-Grün.

Auf der Suche nach Yunnans G213

Sobald ich mein GPS am Handy aktiviert habe, fütter ich Google mit wertvollen Daten und erhalte im Gegenzug aktuelle Temperaturangaben der momentanen Region. Eigentlich recht zuverlässig aber mein Thermometer zeigt mir seit Tagen lediglich 21 Grad. Das kann nicht stimmen. Wir haben unsere lange Kleidung, welche wir vor einer Woche noch dauerhaft tragen mussten, ganz nach unten in die Tasche gepackt und tragen nur noch kurze Kleidung. Das spart uns jede Menge Wäsche, denn an warmen Tagen kann die vollgeschwitze Kleidung an einer geeigneten Stelle gespült und gleich wieder angezogen werden. Es müssen also mindestens 30 Grad sein. So fühlt es sich zumindest an. Der Tag beginnt zwar neblig aber eben ausreichend schwül, um sich direkt auf den ersten hundert Metern schon das Helmpad vollzuschwitzen.
Wir sind in in der Provinz Yunnan. Im Süden der Provinz grenzt Laos und Myanmar an China und genauso fühlt es sich an – tropisch. Farne, Palmen und Bambus überwiegen im Pflanzenbestand der Provinz. Wir fahren durch tiefe Täler. Neben uns riesige Steilhänge, von denen unzählige Wasserfälle sich den Weg in gigantische Flüsse wie den Jangtsekiang suchen. Auch die Tierwelt sieht hier anders aus. Wir sehen Gottesanbeterinnen über die Straße laufen, fledermausgroße Schmetterlinge gegen LKWs knallen, ekeln uns vor Riesenspinnen neben unserem Zelt und verwechseln in der Nacht die fluoreszierenden Augen einer kuriosen Raupe mit Glühwürmchen. Selbst Elefanten soll es in dieser Provinz geben. Alles ist wieder etwas anders.

Die Ausschilderungshäufigkeit hat stark nachgelassen und seit gestern müssen wir ein paar Ungenauigkeiten auf unseren Navigationsmitteln feststellen. Laut unserer Papierkarte bietet sich die Straße G213  für unsere Route an. Der muss man einfach nur folgen – theoretisch zumindest. Eine falsche Abbiegung kann hunderte zusätzliche Höhenmeter und wesentlich mehr Strecke zur Folge haben. Verlässt man sich auf die Auskunft einer einzelnen Person, kann das ähnliche Folgen haben. Wir wussten bereits, dass das Navigationsgerät einen Teil der G213 nicht kennt. Kann ja gut sein – beispielsweise Karte schlampig gezeichnet oder vielleicht existierten zum Zeitpunkt der Kartenerstellung nur die vermerkten Häppchen der G213. Wie auch immer. Wir mussten also mit unserer 1:2000000 Chinakarte auskommen. Sehr schnell stellten wir fest, dass wir falsch gefahren sind aber nur wo? Wo haben wir uns falsch verhalten? Kein Problem für uns! Zurück wollen wir nicht, also nutzen wir unsere Improvisationsstärke und suchen uns eine Alternativstrecke mit der Papierkarte. Und überhaupt scheint es ja auf der unabsichtlich gewählten Route schöner zu sein und mit bestimmt sogar schneller zu gehen. Als wir den Punkt erreichen, wo wir den Umweg beenden und wieder auf die G213 stoßen sollen, ist auch hier wieder Fehlanzeige. Keine G213. Weder im Navigationsgerät, noch in der Realität. Nur unsere Papierkarte und ein paar Häppchen im Navi geben die angebliche Existenz vor und dabei handelt es sich um eine Bundesstraße. Gestern zuletzt gesehen, heut nicht wiedergefunden aber vielleicht klappt es ja morgen. Bis dahin wird eben improvisiert.

Übrigens konnten wir doch ein paar Parallelen der chinesischen zur deutschen Sprache entdecken. Auch Kinder nennen die Elternteile Mama und Papa. Vielleicht bekommen wir ja auch noch die entsprechenden Schriftzeichen raus.

Grüße,
Julius und Micha

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Park in Leshan

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Wir waren doch dort - Riesenbuddah in Leshan

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Leshan im Nebel

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Nicht ganz der deutsche Hygienestandard

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Bambusverarbeitung

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Gottesanbeterin

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Bikesenior

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Tagesstart - neblig und schwül

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Kommunikationsversuche

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Überall bilden sich Menschenmassen um uns. Irgendwann hilft nur noch die Flucht.

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Tiefe Täler, viele Berge und trotzdem noch Platz für Städte

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Hängebrücken sind noch gängig - auch in Großstädten