“Ach, mit dem Fahrrad hier!” fragt die goldkettentragende Bleichhaut die neben uns hält, als wir uns gerade fragend nach einem Frügstückscafè umschauen. “Habt ihr das mitgebracht?” wird nach einer kurzen Kombinationspause noch hinzugefügt, denn passende Fahrräder für zwei Hochgewachsene und dann noch bestückt mit Taschen kann man nicht auf seiner Insel leihen, das weiß auch die zugezogene Langnase. Fahrräder kann man allgemein nicht mieten, denn es fängt schon dabei an, dass die Steigung der Straßen Fahrradfahren nicht zulässt. Hier sind jegliche Straßen für motorisierten Verkehr ausgelegt und mit Ausnahme von Bangkok wird diese Auslegung auch gelebt. Entsprechend oft wird man als pedalierender Sonderling erkannt und befürwortend bis anfeuernd begrüßt.
Gespräche obiger Art führen unweigerlich zu der Frage des Startorts, was man dann wahrheitsgemäß mit Deutschland beantwortet. Der Fragende interpretiert die Antwort jedoch meist als Herkunftsland und fragt im späteren Gesprächsverlauf erneut. Die selbe und scheinbar immer noch unmögliche Antwort wird im zweiten Anlauf als Abflugsort interpretiert. Meist ergeben die Smalltalks auf Seite des Interessierten erst dann ein schlüssiges Bild, wenn man die Erläuterung der Reiseroute auf ein paar bekannte Orte in Thailand beschränkt. So gilt man zwar nicht als der aus Deutschland Hergeradelte aber immerhin als ein deutscher Radelnder in Thailand. Man möchte ja nicht jedes Gespräch ewig weit ausdehenden und so lässt man nicht unnötig viele Fragezeichen zurück.
Für uns ist es etwas abgedreht, wie es sein kann, dass man einen Ort den man nach sieben Monaten Radfahren erreicht hat, mit dem Flugzeug verlassen kann und selbiges Flugzeug schon 12 Stunden später an dem Ort wieder landet, an dem man die Tour ursprünglich begonnen hat. Ein verrückter Gedanke und trotzdem hat das Radfahren die Erde kleiner werden lassen. Man kennt nun die Länder die zwischen Start- und Ankunftsort liegen und hat ein Gefühl für dessen Größe und Besonderheiten bekommen.
Wir haben auf der Insel Ko Kut auch noch wirklich schöne Tage verbracht aber wir befinden uns zu einem Großteil im Wartemodus, so wie es vor der Tour der Fall war, als wir den Tag der Abfahrt voller Vorfreude herbeisehnten. Nur das wir jetzt die Wartezeit an weißen Stränden, Kokosnusspalmen, Wasserfällen und am Korallenriff verbringen. Was bleibt einem hier auch anderes übrig?
Deutschland wir kommen – wir nehmen dich auch mit kahlen Bäumen, nassen Straßen und niedrigen Temperaturen!